Der letzte Wettkampftag in Roseto degli Abruzzi sollte für drei Athlet*innen des Deutschen Boxsport-Verbandes die Entscheidungen über Gold und Silber bringen. Damit war schon klar: Alle drei hatten mit ihrem Vorstoß ins Finale der Europameisterschaft ein erfolgreiches Turnier bestritten, das jetzt noch hätte vergoldet werden können.

Stefanie von Berge besiegt Nataliya Sychugova aus Russland nach Punkten und gewinnt die Goldmedaille

Im Finale der Frauen in der Gewichtsklasse bis 64 kg hatte Stefane von Berge ihren letzten Turnierkampf dieser Europameisterschaft gegen die Russin und Rechtsauslegrin Nataliya Sychugova zu bestreiten. Die Athletin des Deutschen Boxsport-Verbandes überzeugte auch in diesem Finale mit ihrer guten Beinarbeit. Mit ihrer variablen Bewegungsarbeit hielt sie, als die größere der beiden Boxerinnen, den Raum offen und wahrte klug die Distanz. So war sie für ihre kleinere Gegnerin kein leicht zu treffendes Ziel. Den ersten Durchgang gaben die Punktrichter mit 4:1 Punktrichterstimmen an Stefanie von Berge, die sich damit in iher taktischen Ausrichtung bestätigt fühlen durfte. Dementsprechend ging sie die zweite Runde ähnlich an, steigerte aber noch einmal ihre Aktivität. Ihre Bewegung war ein sicheres Fundament, von dem aus sie ihre Punkte einfuhr. Völlig überraschend kam jedoch eine Verwarnung der Deutschen durch den Ringrichter: In seinen Augen hatte Stefanie von Berge wohl nach einem Stopp-Kommando noch geschlagen. Da hier aber weder Absicht noch Wirkung zu sehen war, und der ganze Kampf zuvor auch keine Auffälligkeiten ähnlicher Art zeigte, erscheint diese Verwarnung wenig nachvollziehbar. Da die sportliche Leistung dieser Runde durch die Punktrichter mit einem 5:0 Urteil bewertet wurde und an die Deutsche ging, konnte der mit der Verwarnung verbundene Punktabzug die Gesamtführung nach der zweiten Runde zwar nicht gefährden – aber er verringerte den eigentlich großen Vorsprung auf einen nur noch knappen Vorteil. Verständlicherweise sah Nataliya Sychugova nun eine Chance, den Kampf vielleicht noch drehen zu können, und startete den dritten Durchgang mit Vehemenz. Den Ansturm konnte Stefanie von Berge jedoch gut verteidigen und hatte in den letzten beiden Minuten schließlich wieder die Kontrolle über das Geschehen im Seilviereck. Die letzte Runde gaben die Punktrichter mit 4:1 Punktrichterstimmen abermals an Stefanie von Berge. Aus den einzelnen Rundenwertungen errechnete sich unter Berücksichtigung des Punktabzuges schließlich ein 3:0 Punktsieg für die Deutsche (es gab als Folge des Punktabzugs zwei Unentschieden), die sich für diese Turnierleistung unter italienischer Sonne mit einer Goldmedaille belohnte. Gratulation auch für diesen Erfolg!

Stefanie von Berge (blau) ließ auch im letzten Kampf dieser Europameisterschaft nichts anbrennen und holte sich mit ihrem Sieg über die Russin Nataliya Sychugova die Goldmedaille ab. Die Krönung eines großen Trurniers ohne eine Niederlage.

Maxi Klötzer unterliegt der Französin Romane Moulai nach Punkten und gewinnt die Silbermedaille

Im Finalkampf der Frauen in der Gewichtsklasse bis 51 kg traf Maxi Klötzer (blaue Ecke) auf die Französin Romane Moulai (rote Ecke). Beide Linksauslegerinnen verglichen sich in einem Gefecht, das auf hohem technischen Niveau und mit viel Einsatz geführt wurde. Die Französin zeigte sich jedoch im ersten Durchgang unter dem Strich etwas aktiver als Maxi Klötzer, die ihre Aktionen dafür vielleicht mit ein wenig mehr Kalkül startete. Die Punktrichter belohnten bei ihrem Votum zur Auftaktrunde jedenfalls die Aktivität und gaben die Runde mit 4:1 Punktrichterstimmen an die Französin. Romane Moulai eröffnete den zweiten Durchgang dann auch sehr intensiv und hielt den Druck über weite Strecken des mittleren Durchgangs aufrecht. Die bewegliche Französin überzeugte auch mit einem guten Endspurt. Schöne, deutliche Treffer landete auch Maxi Klötzer immer wieder aufs Neue, aber die Bilanz verschob sich dann doch ein wenig mehr zugunsten der französischen Kontrahentin. So ging diese zweite Runde mit 5:0 Punktrichterstimmen einstimmig an Romane Moulai. Nach zwei Dritteln der Auseinandersetzung lag die Französin nun deutlich in Führung. Maxi Klötzer startete also motiviert in das letzte Drittel des sportlichen Vergleichs. Es mochte wohl ihre beste Runde werden, in der sie sich zwingender und aktiver zeigte als in den beiden Durchgängen davor, aber am Ende erwies sich der Vorsprung ihrer Gegnerin als zu groß, als dass er mit dieser gesteigerten Leistung hätte eingeholt werden können. Die Punktrichter gaben auch diesen Durchgang einstimmig an die Französin, die damit den ganzen Kampf nach Punkten mit 5:0 Punktrichterstimmen gewann und sich am Ende verdient über die Goldmedaille freuen darf. Wir gatulieren aber Maxi Klötzer zu dem tollen Turnierfolg und der Silbermedaille!

Maxi Klötzer (blau) im Gefecht mit der Französin Romane Moulai. Mit der Teilnahme am Finale kann die Athletin zufrieden auf eine erfolgreiche Europameisterschaft zurückschauen und darf sich über eine verdiente Silbermedaille freuen.

Kevin Boakye Schumann verliert nach Punkten gegen den Russen Nikita Voronov und nimmt Silber mit nach Hause

Den letzten Finalkampf mit deutscher Beteiligung hatte Kevin Boakye Schumann (blaue Ecke) in der Gewichtsklasse bis 75 kg zu absolvieren. In diesem Kampf um Gold oder Silber musste er sich mit dem Russen Nikita Voronov auseinandersetzen (rote Ecke). Beide Linksausleger schenkten sich nicht viel, und boxten in der ersten Runde im Grunde auf Augenhöhe. Sie tauschten in der Hauptsache Führhände aus. Zu Beginn der dritten Minute zwang ein Cut am linken Auge des Russen als Folge eines unbeabsichtigten Zusammenstoßes der Köpfe zu einer kurzen Unterbrechung. Der herbeigerufene Arzt gab den Kampf aber wieder frei. In Ermangelung klarer Schlaghandtreffer war die Runde sicherlich nicht einfach zu werten, aber die Unparteiischen sprachen den Durchgang mit 5:0 Punktrichterstimmen Nikita Voronov zu. Es hätte in der zweiten Runde also eines klaren Zeichens des Deutschen bedurft, um den Rückstand zu egalisieren, aber Nikita Voronov zeigte sich als ein erfahrener Boxer, der in der Lage ist, in kleinen Schritten den möglichen Entfaltungsraum seines Gegners immer mehr einzuengen, ohne dass es eigentlich so recht auffällt, wie es geschieht. Immer öfter gelang es dem Gegner aus Russland jedenfalls, dem Athleten des DBV unbequeme Distanzen aufzuzwingen und ihm den Bewegungsspielraum abzunehmen, aus dem heraus er sich effektiv zeigen kann. So deutete sich dann an, dass auch der zweite Durchgang an den Russen gehen würde. Die Ahnung sollte sich bestätigen: Mit 5:0 Punktrichterstimmen werteten die Unparteiischen das Geschehen für Nikita Voronov, dessen Vorsprung damit komfortabel wuchs. So komfortabel, dass es Kevin Boakye Schumann in der dritten Runde leider nicht mehr gelingen sollte, das Ruder herumzureißen: Die Vorteile blieben auch in den letzten drei Minuten auf Seiten des Russen, der damit dann auch den ganzen Kampf für sich entscheiden konnte: Mit 5:0 Punktrichterstimmen sprach das Kampfgericht dem Russen den Sieg und damit die Goldmedaille zu. Kevin Boakye Schumann darf jedoch auf eine erfolgreiche Europameisterschaft zurückschauen, in der er bis ins Finale vorstoßen konnte. Glückwunsch auch zu dieser Leistung!

Kevin Boakye Schumann (blau) im Vergleich mit Nikita Voronov aus Russland. Seine Finalteilnahme sicherte ihm als Abschluss einer erfolgreich bestrittenen Europmeisterschaft die Silbermedaille.