Silber und Bronze in Serbien!

Vom 10.07.2018 bis 15.07.2018 wurden in Subotica (Serbien) die Golden Glove of Vojvodina  ausgetragen.

Es war die nunmehr 36. Auflage dieses Turniers, welches sich seit seiner ersten Ausrichtung zu einem der größten internationalen Jugendturniere entwickelt hat und seitens des Weltverbandes im olympischen Boxen, der AIBA, in der Kategorie „A“ als Internationales Turnier geführt wird und damit kontinentalen Meisterschaften (Europa-, Asien- oder Weltmeisterschaften) gleichsteht.

In diesem Jahr kam auch der „Zeitpunkt“ sehr gelegen, war es doch das letzte Internationale Turnier in dieser Kategorie vor den anstehendenden Jugend-Weltmeisterschaften im August 2018 in Ungarn sowie den Olympischen Jugendspiele in Buenos Aires (Argentinien) im Oktober 2018.

Es war daher nicht von ungefähr, dass dort, neben Deutschland, 22 andere Nationen (Argentinien, Bosnien-Herzegowina, Finnland, Frankreich, Griechenland, Indien, Italien, Kasachstan, Kroatien, Litauen, Mazedonien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Schottland, Slowenien, Serbien, Slowakei, Thailand, Tschechien, Ungarn) an den Start gingen.

Sie wollten sich mit den Besten messen, um so die Form Ihrer Weltmeisterschafts- und Jugendolympiadeteilnehmerinnen festzustellen.

Insgesamt waren 129 Wettkämpfe bei diesem Turnier nötig um bei den 149 Startern den jeweiligen Champion in der jeweiligen Gewichtsklasse zu ermitteln.

Der harte Weg führte daher an den ersten beiden Wettkampftagen durch die Eliminations hin zu den Viertelfinalen über die Halbfinale bis ins Finale am 15.07.2018.

Mit dabei war auch seitens des BC Mülheim-Dümpten e.V. Michelle Hatari. Für sie bestand jedoch nur die Möglichkeit eine Gewichtsklasse höher zu starten, also statt dem angestammten Leichtgewicht, im Halbweltergewicht.

Ein gewagtes Experiment auf internationaler Ebene, welches die Dümptener jedoch nicht zu bereuen brauchte, so wurde Michelle erst im Halbfinale gestoppt.

Hier traf sie auf die russische Nr. 1 im Halbweltergewicht, Lanna Maliuganova, die sich ihren Startplatz bei der diesjährigen WM in Ungarn durch den Gewinn der Bronzemedaille bei den im April stattgefundenen Europameisterschanten sichern konnte.

Ferner ist der sportlichen Vita, bei der kampferfahreneren, mehrfachen russische Meisterin, bereits eine Goldmedaille bei Europameisterschaften sowie die Teilnahme an Weltmeisterschaften zu entnehmen und sie galt in Serbien als Favoritin für den Turniersieg.

Aufregung, Beeindruckung….davon war der jungen Dümptenerin nichts anzumerken als sie den Ring betrat und mit Gongschlag zur ersten Runde übernahm sie das Kommando, konnten immer wieder durch gute Kombinationen der Führungs- und Schlaghand punkten.

Michelle zeigte sehenswerte Sidesteps und schloss diese mit Haken ab und dominierte die erste Runde.

In der zweiten Runde setze sich die größere Erfahrung der Russin durch, die jetzt vermehrt geschickt die Distanz überbrücken  konnte und es entwickelte sich heftiger, couragierter Schlagabtausch auf beiden Seiten, der über die komplette Runde hinweg gesehen zu Gunsten der Russin ausfiel.

Beide Athleten gingen bisher schon ein hohes Tempo und man durfte gespannt auf die dritte Runde sein.

Hier mobilisierte die junge Dümptenerin noch einmal alles und versuchte das Geschehen zu dominieren, aber auch die Russin steckte nicht auf und hielt gegen. Viele gute Konter zeigten sich und es blieb das enge, offene Gefecht zweier starker Athletinnen.

Letztendlich entschied sich das Kampfgericht nach einem richtig guten Kampf, vielleicht auch ausschlagend durch die internationale Erfahrung, für die russische Ecke.

Dies bedeutete 3. Platz und somit Bronze für Michelle Hatari, die eine wirklich starke Turnierleistung zeigte und nach dem Kampf auch viel Anerkennung durch die Trainer der anderen Nationen erfahren durfte.

Die Russin sicherte sich dann am nächsten Tag auch den Turniersieg.

Direkt bis ins Finale am 15.07.2018 konnte die zweite, ebenfalls aus NRW stammende Athletin, Stefanie von Berge vom SC Colonia Köln, im Leichtgewicht durchmarschieren.

Hier wartete mit Nune Asatrian, ebenfalls eine russische Nr. 1 auf sie, mehrfache russische Meisterin und Vize-Europameisterin der Jahre 2018 und 2017 sowie Europameisterin 2015, welche sich ebenfalls für die WM im August 2018 qualifizieren konnte.

Während die Russin sich Ihren Weg ins Finale über ein Freilos, ein WO und einen Sieg durch RSC in Runde 1 bahnen konnte, also nur einen kurzen Kampf hatte, erwischte die junge Kölnerin die schwere Gruppe in der Auslosung und den längeren Weg.

Sie benötigte drei Siege auf den Weg ins Finale, welche sie auch lieferte, bestach hier jeweils durch Dominanz und technisch hochwertige Leistungen, brachte ihre Leistungen jeweils auf den Punkt.

Man durfte daher auf das Finale gespannt sein.

Steffi begann konzentriert aus einer guten Distanz heraus ihren Jab zu etablieren und man merkte ihr die vorangegangen Kämpfe nicht an. Sie fing die Angriffsversuche der Russin ab und setzte gezielte Konter und konnte die Runde für sich entscheiden.

Mit Beginn der zweiten Runde befand sich die Russin nun permanent im Vorwärtsgang und versuchte die Reichweitenvorteile von Steffi zu überwinden, um in der Halbdistanz zu punkten. Es entwickelte sich nunmehr ein Gefecht auf Augenhöhe, wobei der Kölnerin mehr Treffer gelangen.

Auch in der dritten Runde zeichnete sich kein anderes Bild in diesen hochwertigen Kampf ab und sehenswerte Schlagabtausche bestimmen das Geschehen.

Das Urteil der Punktrichter, welche die russische Ecke vorne hatte, konnte an der Stelle nicht nachvollzogen werden.

Dies änderte jedoch nichts an der starken Leistung der Kölnerin, welche einmal erneut in ihren vier Kämpfen in Serbien zeigte, dass sie zur internationalen Spitze gehört und dass Sie für die kommende Weltmeisterschaft gut vorbereitet ist.

Frank Nierhaus